Unternehmenskultur zeigt den Charakter

Jedes Unternehmen verfügt über eine Unternehmenskultur, die sich von der Kultur anderer Unternehmen unterscheidet: Sie weist damit einen individuellen Charakter auf. Die Unternehmenskultur zeigt sich einerseits im Verhalten der Mitarbeiter untereinander und andererseits in der Darstellung des Unternehmens nach außen. Der Begriff Unternehmenskultur ist aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren nur schwer zu fassen; seine konkrete Ausprägung basiert auf den gemeinsamen Werten, Normen und Einstellungen im Unternehmen.

Das Thema Unternehmenskultur bzw. deren Gestaltung (soweit dies möglich ist) stößt häufig auf nur verhaltenes Interesse. Dies liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass die Kosten, die im Unternehmen für deren Beeinflussung/Gestaltung anfallen, konkret ermittelbar sind, die positiven Effekte jedoch wesentlich schwieriger quantifiziert und als Erträge den Kosten gegenüber gestellt werden können. Es ist jedoch davon auszugehen, dass eine motivierende Unternehmenskultur zum Unternehmenserfolg beiträgt. Durch sie lassen sich bspw. bessere Kunden- und Lieferantenbeziehungen realisieren und die Personalfluktuation verringern, was wiederum zu konkreten Kosteneinsparungen führt: Weniger Kosten für Maßnahmen der Personalgewinnung und der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.

Darüber hinaus ist die höhere Leistungsbereitschaft der Beschäftigten zu erwähnen, die sich in niedrigeren Fehlerquoten und geringeren Fehlzeiten ausdrückt sowie innovationsfördernd wirken kann.

 

7.1 Arbeitskultur und Werte

7.1 Arbeitskultur und Werte

In einem Unternehmen sollten klare Vorstellungen darüber bestehen und auch formuliert werden, wie miteinander gearbeitet und umgegangen wird. Dazu gehören:

  • Gegenseitige Toleranz
  • Respekt und Vertrauen untereinander
  • Sicherheit und Gesundheit
  • Konstruktive Kritik von Beschäftigten, Kunden und Lieferanten
  • Kundenorientierung
  • Qualitätsansprüche
  • Wettbewerbsverhalten
  • Unternehmerische Verantwortung
  • Abbruchkriterien für Aufträge als Teil des Leitbildes beschreiben

Die aufgelisteten Punkte äußern sich in einer Unternehmenskultur. In jedem Unternehmen gibt es eine Kultur. Diese bildet sich dort aus, wo Menschen aufeinander treffen und interagieren. In einem Unternehmen bestehen besonders intensive und komplexe soziale Interaktionen. Somit bildet sich in ein Unternehmen eine sehr spezifische Form des kulturellen Wissens aus. Hierbei ist zu erwähnen, dass jedes Unternehmen und jede Organisation eine
individuelle Kultur entwickelt. Diese Kultur ergibt sich aus folgenden Punkten:

  • Werte
  • Unternehmensethik
  • Normen
  • Denkhaltung

Ausgedrückt wird die Unternehmenskultur durch die Interaktion und die Außendarstellung des Unternehmens.

Beispiele von Unternehmenskultur:

  • Der Beschäftigte kennt die Erwartungshaltung seiner Kollegen und Vorgesetzen sowie seiner internen Kunden und weiß, was von ihm erwartet wird. Er handelt somit den Erwartungen entsprechend.
  • Die Kollegen sind hilfsbereit und dies auch über Ressort- und Abteilungsgrenzen hinweg.
  • Um angeblich begangene Fehler zu entschärfen, archivieren die Beschäftigten genauestens jeden Vorgang, damit ihnen nicht irgendwann ein Vorwurf gemacht werden kann. So kann bewiesen werden, dass sie keine Fehler gemacht haben oder sich ein Versäumnis haben zuschulden kommen lassen.
  • Regelmäßig kritisieren Führungskräfte die Absicherungsmentalität der Beschäftigten. Sie fordern mehr Risikobereitschaft, gleichzeitig reagieren sie aber sehr ärgerlich auf Fehler.

Um sich der Kultur des eigenen Unternehmens zu nähern und sie zu analysieren, müssen sich Unternehmer und Führungskräfte u.a. mit folgenden Fragen auseinandersetzen.

  • Was motiviert die Mitarbeiter im Unternehmen?
  • Bestehen bzw. wo bestehen gemeinsame Werte im Unternehmen, in der Abteilung, in einem Bereich? Wenn ja, welche Werte sind das?
  • Welche Geschichte prägt das Handeln der Kollegen?
  • Was für Werte und Normen vertritt das Unternehmen nach außen? Existiert bereits ein Leitbild?
  • Wie beurteilen die Mitarbeiter den Führungsstil?
  • Welche Konflikte beeinflussen eine optimale Zusammenarbeit?

Der beste Weg sich dem Begriff Unternehmenskultur zu nähern, ist, indem man ihn als einen Entwicklungsprozess betrachtet. Dieser Prozess entwickelt sich während des gesamten Lebenszyklus eines Unternehmens, wobei diese Entwicklung nur bedingt steuerbar ist. Zu bedenken ist, dass viele der Prozesse im Unternehmen ungeplant und zum Teil ungewollt sind.

7.2 Transparenz und Fairness

7.2 Transparenz und Fairness

Es gibt klare Regeln, wie Entscheidungen hinsichtlich des respektvollen und fairen Umgangs aller Beschäftigten im Betrieb nachvollziehbar vermittelt werden.

Zum Beispiel:

  • Gleiche Maßstäbe für alle
  • Eindeutige Verhaltensregeln im Konfliktfall
  • Regelung für den Umgang mit einem Verhalten, das als respektlos und unfair empfunden wird
  • Regelung, wie mit Mobbing umgegangen wird

Bezogen auf die Kultur und den Umgang mit Mitarbeitern sind die Faktoren Transparenz und Fairness für ein Unternehmen von großer Bedeutung. Dies bedeutet, dass Transparenz nicht nur gegenüber den Mitarbeitern, sondern auch gegenüber Kunden und Geschäftspartner großgeschrieben werden muss. Dies ist ein ausschlaggebender Punkt für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Generell sollte dafür gesorgt werden, dass den Beteiligten alle wesentlichen
Informationen rechtzeitig zur Verfügung stehen. Wichtig ist eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Vorschlägen von Kunden, Beschäftigten, Gesprächspartnern und Experten. Diese Einstellung sollte als eine Grundvoraussetzung angesehen werden, um ein fruchtbares Arbeitsklima zu unterstützen.

Eine Rückmeldung an die Beteiligten eines Prozesses ist empfehlenswert, sollten etwaige Vorschläge berücksichtigt worden sein bzw. berücksichtigt werden.

Lob und Anerkennung sind entscheidende Mittel, um bei Mitarbeitern oder extern beteiligten Partnern intrinsische Motivation zu wecken. Über intrinsische Motivation kann die Effektivität eines Mitarbeiters deutlich gesteigert werden, da ein Gefühl der Wertschatzung entsteht. Aber auch Kritik darf kein Tabu sein.

Sollten die Spielregeln verletzt werden, muss darauf hingewiesen werden. Somit wird eine Transparenz geschaffen, in der jeder Mitarbeiter weiß, wo er steht.

7.3 Informations- und Gesprächskultur

7.3 Informations- und Gesprächskultur

Vorstellungen über Arbeitskultur und Werte sollten den Beschäftigten regelmäßig auf verständliche Art und Weise vermittelt und gemeinsam weiter entwickelt werden. Jeder hat die Möglichkeit, Probleme mit den vereinbarten Werten anzusprechen, ohne Sanktionen fürchten zu müssen.

Zum Beispiel:

  • Mitarbeiterbesprechungen
  • Belegschaftsversammlungen
  • Intranet (Diskussionsforen)
  • Poster/Aushänge, Flyer, Mitarbeiterzeitschrift

Will man eine gute Unternehmenskultur nachhaltig implementieren, so ist der gegenseitige Austausch wichtig. Durch die Signalisierung von Gesprächsbereitschaft auf alle Unternehmensebenen bekommen die Mitarbeiter nicht nur das Gefühl einer Produktivitätskraft, sondern vor allem, dass sie als Mensch ernst genommen werden.

Wichtig für eine Informations- und Gesprächskultur ist, dass alle Mitarbeiter informiert sind, welche Ziele das Unternehmen verfolgt und wo das Unternehmen zum momentanen Zeitpunkt steht. Diese Informationen beinhalten sowohl wichtige Kennzahlen des Unternehmens, wie auch Verhaltensregeln und Werte, die das Unternehmen vertritt.

7.4 Aus Fehlern lernen

7.4 Aus Fehlern lernen

Mit Fehlern sollte konstruktiv umgegangen werden und man sollte sie als Verbesserungsmöglichkeit („Aus Fehlern lernen“) annehmen.

Zum Beispiel:

  • Motivieren, Fehler anzusprechen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen
  • Möglichkeit, Fehler zu melden
  • Hinweise auf Fehler positiv aufgreifen
  • Gemeinsame Ursachenanalyse
  • Vereinbarungen, wie Fehler zu vermeiden sind – „Wir suchen nach Lösungen und nicht nach Schuldigen“
  • Fehlerursachen der gefundenen Lösung werden kommuniziert, damit auch andere Beschäftigte daraus lernen

Den Nutzen aus einer guten Unternehmenskultur kann man in einer besseren Kunden- und Lieferantenbindung erkennen. Eine geringere Personalfluktuation sowie damit einhergehend geringere Akquise- und Einarbeitungskosten sind weitere positive Auswirkungen. Eine Unternehmenskultur kann somit für die Vermeidung von Fehlern genutzt werden. Dies gilt allerdings nicht nur für den Bereich Personal. Ein Unternehmen mit einer guten Unternehmenskultur wird Lernprozesse und positive Entwicklungen auch an der höheren Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter und einer geringeren Fehlerquote bemerken. Auch die Fehlzeiten der Mitarbeiter fallen geringer aus. Summiert man die Faktoren, so wird insgesamt der Ertrag durch eine kooperative-leistungsorientierte Unternehmenskultur gesteigert.

Eine Möglichkeit der Umsetzung lässt sich durch eine Pflege der konstruktiven Fehlerkultur erreichen. Wichtig ist es, Mitarbeiter zu ermutigen, Fehler anzusprechen und aktiv aufzugreifen. Dieser Vorgang unterstützt zusätzlich einen vertrauensvollen Umgang miteinander.

Alles in allem dient eine konstruktive Fehlerkultur dazu, Fehler zu vermeiden und Innovationen zu fördern.

7.5 Erscheinungsbild

7.5 Erscheinungsbild

Um einen glaubwürdigen unverwechselbaren Eindruck von einem Unternehmen, den Produkten und Leistungen in der Öffentlichkeit zu schaffen, wird eine Corporate Identity entwickelt.

Zum Beispiel gehören dazu:

  • Ein einheitliches Erscheinungsbild (Corporate Design)
  • Erfolge und gute Produkte extern bekannt zu machen und intern zu würdigen
  • Informationen über betriebliche Ereignisse in Zeitschriften zu veröffentlichen
  • Berichte in der Presse über das Unternehmen zu organisieren
  • Tore für die Öffentlichkeit öffnen; „Tag der offenen Betriebe“

Corporate Design vermittelt eine visuelle Darstellung des Unternehmens und stärkt dadurch die Identifizierung aller Beschäftigten mit dem eigenen Unternehmen. Konsequenzen einer klaren Außenwirkung äußern sich in einem professionellen und attraktiven Erscheinungsbild des jeweiligen Unternehmens. Zusätzlich wird nach innen Loyalität und Leistungsbereitschaft signalisiert.

Das Erscheinungsbild eines Unternehmens sollte stets vom Unternehmensleitbild geprägt sein. Dies gilt ebenfalls für das Innen- wie Außenverhältnis. Nach innen und außen getragene Corporate Design Leitbilder sollten stets mit einem gewissen Maß an Transparenz sowie mit klaren und griffigen Worten und Bildern für die Beschäftigten und Kunden bzw. Lieferantennachvollziehbar sein.

7.6 Gemeinschaft pflegen

7.6 Gemeinschaft pflegen

Ein ausgeprägtes Wir-Gefühl kann nicht verordnet werden. Ebenso wenig kann ein solches Gefühl der Zugehörigkeit über den jährlichen Betriebsausflug erreicht werden. Dieses Gefühl ist das Ergebnis eines Prozesses der durch die Interaktion im Unternehmen entsteht.

Zum Beispiel durch:

  • Informelle Treffen
  • Betriebsfeste
  • Betriebsausflüge
  • Möglichkeiten für informelle Gespräche – Teeküche, Kommunikationsecke, Sesselecken
  • Gemeinsame Freizeitaktivitäten – Sport, Kultur, Unterhaltung
  • Gesundheitsförderungs-Kurse, Betriebssport

Dafür müssen nicht alle Mitarbeiter „gute Freunde“ sein, dennoch ist ein vorgelebter respektvoller Umgang unter den Kollegen maßgeblich entscheidend. Der Arbeitgeber sollte bei diesem Thema darauf achten, dass er die Grundvoraussetzungen für ein gutes Betriebsklima stellt. Dabei spielt auch die Wahl der Führungskräfte eine sehr wichtige Rolle. Oftmals lieg es in der Hand der Führungskraft, ob das Betriebsklima positiv gestaltet ist und es eine leistungsorientierte und motivierte Atmosphäre im Unternehmen gibt. Dabei geht es auch darum, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Zwischen guter Laune bis hin zu Wertschätzung der vollbrachten Arbeit gibt es viele kleine Punkte, welche einen großen Einfluss auf die Gemeinschaft in einem Unternehmen haben.

  • Ein offenes Ohr
  • Gerecht zu allen Mitarbeitern
  • Nicht auf Fehlern „rumreiten“, sondern Stärken fördern
  • Zu seinem Wort stehen
  • Eigene Fehler zugeben
  • Stets natürlich und gelassen verhalten
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